Vor ein paar Tagen kam aus einer FB Gruppe: der Laubi, der verkauft doch jetzt in seinem Hovawart Shop handgemachte Geschirre aus der Schweiz, frag den doch mal…. Und schon war der Glaubenskrieg losgetreten. Leute, die seit fast 30 Jahren Hovawarte führen und nur ein Halsband umschnallen, gegen Leute, deren Hund nicht so dolle an der Leine läuft und manchmal auch von seinem Halter nicht zu halten ist, trafen dort aufeinander. Genauso wie Hundebesitzer, deren Hund nach einer OP nicht am Halsband laufen sollte.
Also was ist besser? Ein Brustgeschirr oder ein Halsband?
Sehen wir mal von den rein optischen Gesichtspunkten ab, denn der ein oder andere wird wohl auch die Meinung vertreten, ein Halsband sieht viel schicker aus als ein Brustgeschirr, gerade wenn Frauchen ihren kernigen Rüden in ein pinkes, viel zu eng ansitzendes Geschirr reinstopft. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und früher hat es auch keine Geschirre gegeben und noch kein Hund sei daran gestorben, ein Halsband zu tragen, so eine Stimme aus dieser Gruppe.
Ich unterstelle dem geneigten Leser mal eins: Du willst deinem Hund nichts Böses antun.
Hier mal meine Meinung: Im wilden Westen wurden die Schurken am Hals aufgeknüpft und nicht an einem Brustgeschirr. Bergsteiger sichern sich durch Geschirre und nicht durch Schlingen am Hals und beim Autofahren legen wir uns den Sicherheitsgurt um die Brust und nicht um den Hals.
Nun versuchen wir uns einmal in unseren Hund zu versetzen. Wenn er entscheiden könnte, womit er geführt wird, wofür würde er sich entscheiden?
Jetzt kommen bestimmt wieder die Stimmen aus dem Off: „Mein Hund zieht nicht“.
Stimmt das? Will euer Hund nicht mal rechts oder links des Weges etwas Tolles erkunden und ihr habt keine Zeit und zerrt ihn am Halsband weg? Oder dort liegt ein verdächtiger Gegenstand, der für unseren Vierbeiner extrem gut riecht und ihr wollt ihn davor schützen?
Ich kenne Hundebesitzer, deren Hunde ziehen wirklich fast nie. Aber wehe vor ihm taucht eine läufige Hündin auf.
Na, klingelt es? Immer und immer wieder korrigieren wir durch einen Ruck und wenn es nur ein leichter ist, um die Richtung unseres Hundes zu wechseln. Junge Hunde wollen die Welt entdecken, sind neugierig und die vielen neuen Gerüche und die tollen neuen Dinge, die es zu entdecken gibt. Das ist doch ganz normal, denn Hunde sind auch nur Menschen.
Was ich hiermit zum Ausdruck bringen möchte ist, dass es ganz natürlich ist, wenn der Hund manchmal (!) an der Leine zieht. Auch wenn er gelernt hat, locker flockig an der Leine zu laufen, hat das doch nichts mit Ungehorsam zu tun, wenn er mal aus Neugierde oder Freude an der Leine zieht. Und was machen wir? Wir stoppen diese Bewegung abrupt über den Hals mit allen Wirbeln und Nervensträngen.
Das Argument „Wenn es unangenehm ist, wird er schon aufhören zu ziehen“, stimmt auch nicht, denn unser Freund kann nicht so logisch denken wie wir. Was macht der Hund?
Richtig! Er zieht noch mehr, um aus dieser Situation herauszukommen.
Bitte versteht mich nicht falsch: ein Hund soll locker an der Leine laufen lernen, beim einen dauert es länger beim anderen nicht. Der eine ist, von Natur aus eine Schlafmütze, der andere will die Welt erobern. Das muss alles gelernt und zusammen aufgebaut werden, aber dafür muss ich meinem Freund, wie wir ihn gerne bezeichnen, keinen Strick um den Hals binden.
Jetzt nehmt mal euren Hund und krault ihn mal ordentlich vorne den Hals, was fühlt ihr da? Den Kehlkopf und keine Muskelberge. Ist klar worauf ich hinaus möchte? Da liegt sein Halsband an.
Natürlich sagen einige „Ich habe den Hund aber am Halsband besser unter Kontrolle“. Yes, das ist so, das ist aber keine Erziehung, sondern wirklich nur Kontrolle.
Viele führen den Hund lieber am Halsband, wenn der Ring vorne ist, um den Hund „umlenken“ zu können. Das bekommt ihr auch bei einem guten Geschirr hin, welches vorne einen Brustring angebracht hat.
In dieser Gruppe schrieb auch jemand, er hätte seit 25 Jahren Hovawarte und seine Hunde hätten nur Halsbänder und daran sei noch keiner seiner Hunde gestorben. Das ist mit Sicherheit das schlechteste Argument für ein Halsband. In den letzten 25 Jahren hat sich in der Erziehung der Hunde wohl sehr viel verändert. Die Schäden am Kehlkopf, den Halswirbeln, den Nervenbahnen, der Wirbelsäule werden auch erst viele Jahre später auftauchen, meist dann viel zu spät. Und dann werden sie nicht mit dem Würgen durch ein Halsband in Verbindung gebracht.
Auch ein schlechtsitzendes Geschirr ist keine Alternative. Ein Geschirr sollte gut sitzen und an den richtigen Stellen gepolstert sein, weit über den Rücken reichen und nicht aus dünnen 2 cm Streifen bestehen. Von Vorteil ist dann noch ein Brustring.
Also in diesem Sinne: Jeder ist seines Glückes Schmied, für unsere Hunde sind wir das Glück auf Erden.
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