Da juckt es mich am ganzen Körper und unwillkürlich fange ich an, mich zu kratzen, wenn ich nur über das Thema „Zecken am Hund“ nachdenke. Und gerade lese ich noch einen Artikel über die „Superzecke“ (Hyalomma-Zecke), die fünf Mal größer als eine „normale Zecke“ ist. Lt. Robert-Koch-Institut soll sie gar tödliche Krankheiten verbreiten. Na bei der Größe wird man wohl demnächst über sie im Wald stolpern. Bisher sei aber noch keine Zecke in Deutschland erlegt worden, die neben dem Fleckenfieber auch das Krim-Kongo-Fieber als Virus in sich trägt. Weltweit soll es über 900 Zeckenarten geben.
Jeder von uns steht wie ein Hund vor dem verschlossenen Kühlschrank, wenn es um das Thema „Schutz vor Zecken“ geht.
Was mache ich nur, was gebe ich meinem Tier, gebe ich überhaupt etwas? Welche Gefahren bergen die Mittel und was passiert, wenn ich meinem Tier nichts gebe?
Jedes Jahr ist dies bei uns zu Hause ein ganz großes Thema, denn wir haben schon so ziemlich alles durchgetestet. Unserer Hovawarthündin Aila wollten wir bis sie ausgewachsen ist überhaupt nichts geben, und schlossen uns der Fraktion „Tierabsuchen“ an.
An einem schönen Tag vor 4 Jahren war es wieder soweit, wir kamen aus dem Wald, meine Checkerin stromerte durch eben diesen und schon am Auto angekommen sah ich das erste Spinnengetier auf ihrer Nase krabbeln. Zu Hause angekommen fand ich 18 (achtzehn!!) dieser Gliederfüßer an ihr, alle auf der Suche nach dem richtigen Fressplatz an meinem Hund. Und, was soll ich sagen, es hat erstens sehr lange gedauert, diesen mittelgroßen schwarzmarkenen Hund abzusuchen, und ich habe zwei Zecken übersehen, welche ich abends dann beim Kraulen auf dem Sofa gefunden und mit einem Zeckenhaken entfernt habe.
Damit begann die Odysee durch das Labyrinth des Hokuspokus, der Öle und der Pharmakonzerne.
Kurze Anmerkung: beim Recherchieren nach Zecken stiess ich auf die Seite zecken.de, diese wird vom gleichen Pharmakonzern betrieben, die auch für die Standhaftigkeit von Männern blaue Pillen entwickelt.
Wirklich gute Erfahrung haben wir mit reinem nativen Kokosöl gemacht, welches wir auch als Futterzusatz schon im Einsatz haben. Hier scheint die Laurinsäure den Zecken nicht zu schmecken, Aila wurde extrem wenig befallen.
Das Problem: der Hund sieht aus, als wäre er aus einer Friteuse entstiegen. Und Aila gefiel es überhaupt nicht und wehrte sich regelrecht gegen das Aufbringen des Öles. Und eine 100 prozentige Sicherheit gab es leider auch nicht.
Der nächste Gang führte mich zu unserer Tierärztin, die mich darüber aufklärte, was es alles für Mittel gegen Zecken beim Hund gibt, angefangen von Halsbändern, über Spot-ons und Tabletten. Es war ein sehr sehr langes Gespräch, indem ich so ganz langsam von meiner Position des Chemieverweigerers abwich.
Egal, was in den Zauberkesseln der Pharmakonzerne zusammengerührt wird, es ist alles Dreckszeug, in vielen dieser Mitteln sind Nervengifte enthalten. Man muss sich nur einmal laienhaft vorstellen, was man seinem Hund da gibt und wie es wirkt. Es ist ja so einfach. Maul auf und Tablette rein und die soll 4-8 Wochen einen sicheren Schutz bieten. Die Zecke sticht zu (Zecken beissen nicht, musste ich auch lernen) und verendet am Körper und kommt nicht dazu, ihren Speichel auf die Wunde aufzutragen. Denkt mal darüber nach, was ihr dem Hund da gebt.
Der Zeckenspeichel enthält viele hundert unterschiedliche Proteine, die meisten dieser Proteine sind bisher bei keiner anderen Tierart gefunden worden. Die Funktion des Speichels ist es, das Zusammenklumpen der Blutplättchenzu verhindern, die ansonsten versuchen, die Wunde zu schliessen. Des weiteren werden Entzündungsreaktionen unterdrückt und das Schmerzempfinden reduziert. Die Natur ist schlau und eine Sau!
Mit einem Spot-on verhält es sich ähnlich wie bei einer Tablette, zudem führen diese dazu, das es zu Hautreaktionen auf dem Körper kommt. Wir haben dies bei Aila auch probiert, sie kratzt sich danach wie wild und versucht die Stellen, wo der Spot-on aufgetragen wurde, mit den Zähnen zu bearbeiten.
Halsbänder sind für mich auch ein Übel, ständig berührt man das Band, wenn ich meinen Hund streichel und kraule, zudem gibt das Band auch seinen Wirkstoff ins Wasser ab, wenn der Hund schwimmen geht, bei uns haben die Bänder keinerlei Wirkung gezeigt, nach einigen Tagen flog das Ding in den Sondermüll (!).
Natürlich haben wir auch weiter mit biologischen Mitteln und Hokuspokus experimentiert. Vom Schwarzkümmelöl über Rauchopfer auf dem Wanderparkplatz und einem ausgiebigen Tanz, um die Götter des Waldes gnädig zu stimmen bis hin zu optisch wunderschönen Schmuckhalsbändern, aber eben Schnick-Schnack.
Letztendlich ist es eine Entscheidung, die wir treffen müssen, als ob man morgen zur Bundestagswahl geht. Man kann nur zwischen Pest und Cholera wählen!
Ihr seid jetzt auch verwirrt oder noch verwirrter als vorher?
Gut so! Denn ich bin es auch.
Eine Zecke voll mit dem Blut eures Hundes fällt ab, sucht einen geschützten Platz, um dann Eier abzulegen. Bei dieser Eiablage werden z.B. bei einer Schildzecke tausende Eier, bei einer Hyalomma sogar bis zu 20.000 Eier abgelegt, danach verstirbt das vollgesaugte Weibchen.
Wenn ihr ohne oder mit biologischen Mitteln klarkommt oder euer Hund von Zecken als nicht schmackhaft angesehen wird, dann freue ich mich darüber und das meine ich sehr ernst!
Für mich stellt sich die Frage, gebe ich meinem Hund keine Chemie und er wird krank, muss ich ihn für den Rest seines Lebens mit Tabletten vollstopfen, denn für die meisten Krankheiten, welche Zecken übertragen (Babesiose, Borreliose, Anaplasmose, Frühsommer-Meningoenzephalitis, Ehrlichiose), gibt es so gut wie keine Heilung.
In diesem Sinne - trefft die Entscheidung, bei der ihr euch am besten fühlt. Egal was man macht, es wird wohl immer die falsche Entscheidung sein.
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