Welch schöner Frühlingstag heute am Niederrhein, die Sonne scheint schon über das flache Land, es ist noch früh am Tag. Wenn die anderen sich noch im Bett umdrehen, stromern wir zwei durch die Wälder und Felder.
Der Frühling ist dieses Jahr früh dran, man hört schon die ersten Vögel zwitschern, die Bauern haben bereits die ersten Felder gepflügt. Wir rennen gemeinsam um die Wette, ich habe heute auch wieder extra dein Lieblingsspielzeug eingesteckt, wir achten auf nichts anderes als auf uns, alle Probleme und Wichtigkeiten werden auf einmal ganz leicht und nichtig.
Auf dem angrenzenden Feldweg kommst du immer wieder an meine Seite und stupst mich mit deiner Nase an. Ich verstehe. Wir nehmen den alten Trampelpfad, ich schiebe die Äste zur Seite und deine Rute dreht wie wild ihre Kreise, jetzt noch die Böschung hoch, ich rutsche im Morgentau auf dem noch feuchten Gras aus, du kommst und leckst mir über mein Gesicht, als wolltest du sagen, komm Herrchen, gleich haben wir es geschafft. Und dann stehen wir schon auf dem Hügel und unser Blick fällt auf den friedlich vor uns liegenden kleinen See. Am Ufer angekommen setze ich mich ins Kiesbett und sehe dir zu, wie du durch das seichte Wasser läufst. Es ist so still und ruhig, du legst dich an meine Seite und bettest deinen Kopf auf meinem Schoss und blickst mich mit deiner schon grauen Schnauze an.
Mir laufen die Tränen, ist dies doch unser Platz. Hier hast du deine ersten Schwimmversuche gemacht, hier haben wir die Entenmama und ihre Jungen beobachtet. Hier, wo es so friedlich ist. Dein Kopf wird schwer, die Kälte des Bodens zieht in meinen Körper, es stört mich nicht. Ich geniesse diesen einen Augenblick mit dir, gemeinsam blicken wir auf das ruhige spiegelglatte Wasser hinaus.
Und hier und jetzt nehmen wir uns ein gegenseitiges Versprechen ab.
Wenn dieser unvermeidliche Tag gekommen ist, an dem unser gemeinsames Band durchschnitten wird, dann wünsche ich mir so sehr, dass es nicht in einer sterilen Tierarztpraxis sein wird. Ich wünsche mir, wenn es so etwas wie einen Gott gibt, dass ich nicht entscheiden muss, wann dieser Tag, diese Stunde und Minute gekommen ist, um dich gehen zulassen. Hab Dank für die gemeinsame Zeit, die ich mit dir verbracht habe. Lass mich wissen, wenn du soweit bist, warst du doch schon immer die Schlauere von uns beiden. Sag mir und ich hoffe, ich verstehe.
Gemeinsam werden wir dann noch einmal diesen Weg gehen, nur noch einmal, gemeinsam. Sind deine Knochen zu müde, wird dich eine Krankheit hindern, ich verspreche dir, wir beide gehen ihn, gemeinsam. Du wirst nicht alleine sein, hier an unserem Platz, den ich dann nie mehr besuchen werde, ist es doch der unsere, an dem Platz, an dem du dich im Sommer abgekühlt hast.
Du drehst dich auf den Rücken und die noch jungen Sonnenstrahlen streicheln über deinen Bauch, meine Hände wuscheln durch dein Fell und du geniesst auch diesen Moment. Nach Minuten des Schweigens setzt du dich auf und leckst die salzigen Tränen von meiner Wange. Dein Kopf neigt sich leicht zur Seite und in deinen Augen sehe ich noch so viel Kraft und Tatendrang. Es scheint, als würdest du mich anlächeln „Komm Herrchen, es ist noch lange nicht soweit, wir zwei haben noch vieles gemeinsam zu erleben.“
Ich will dich drücken, doch du stehst schon auf der Böschung und bist auf dem Weg in unser weiteres gemeinsames Leben.
In diesem Sinne
Alex mit seiner Aila
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