„Oh, ein Hovawart, da hat mein Hund ganz schlechte Erfahrungen mit gemacht“ erzählt mir die Dame mit ihrem Border, die ich gerade auf dem Feldweg treffe, als ich mit meinen beiden Hovawart Mädels unterwegs bin. Diesen Satz habe ich schon des öfteren gehört oder den benutzen einige, die meine Checkerin in natura erlebt haben.
Ja und nochmals ja, der Hovawart ist ein temperamentvoller Hund und das trifft es sehr genau, denn das Wort temperamentvoll enthält zwei Wortbestandteile: Tempo und voll. Wenn meine Aila Tempo gibt, hat der andere meist die Hosen voll.
Ein Hovawart spielt derbe und mit ganzem Körpereinsatz, da bleibt kein Auge trocken, da wird geschubst, angesprungen und immer mit offenem Visier gespielt und es wird laut. Dieses Tempo und die Laute erschrecken viele andere Hundebesitzer. Aber glaub mir, lieber Hundebesitzer, wollte mein Hovawart deinem Hund etwas tun, würde er es ihm nicht verbal ankündigen. Wenn dein Hund quietscht, bevor meiner nur Luft holen konnte, stimmt etwas mit deinem Hund nicht oder er hat es so gelernt. Und meist bist du es, der mich in Situationen geführt hat, in welcher ich den Karabiner vom Halsband lösen musste, da dein Hund auf uns zugestürzt kam. Hätte ich sie da fest an der Leine gelassen, hätten wir ihn danach vakuumverpackt abfüllen können.
Meine Hunde spielen nicht mehr mit anderen fremden Hunden, es sind sozial ausgeglichene Wesen, die mit mir oder dem besten Kumpel spielen oder sich untereinander nichts schenken. Wenn meine Aila mit ihren Brüdern unterwegs war, mussten wir um die Bäume im Wald Angst haben, die haben ganze Furchen in den Boden getrieben, um dann Minuten später nebeneinander zusammen in trauter Seeligkeit durch den Wald zu stromern.
Und euch, ihr beiden Radfahrer, die mich von weitem fotografiert haben und mir androhten, die Polizei zu rufen, da ihr selber zwei Hunde hattet… .
Was war passiert:
Ein wunderschöner Spätsommernachmittag hat den Niederrhein im Griff. Nur wenige Schleierwolken am Himmel, die Felder sind von den Früchten der Natur freigeräumt, die Bauern haben damit begonnen, ihre Felder und Äcker umzupflügen.
Meine beiden Hovi Mädels befinden sich an meiner Seite und wir üben einige neue Sachen. Die Auszubildende Jessie macht sich richtig gut. Zur Belohnung schnalle ich beiden die Geschirre ab und lasse sie los.
Die 10 Monate alte Jessie rennt springend auf das Feld hinaus, vollführt einige Sprünge, um sich dann flach auf den Boden zu legen und starrt die vierjährige Aila an. Die Checkerin lässt sich nicht lange lumpen und eine wilde Hetzjagd beginnt, an deren Ende Jessie in den Boden gestampft wird, um dann im nächsten Moment aufzuspringen und Aila hinterher zu jagen. Die dreht bei der Jagd nur leicht den Kopf nach hinten, und man sieht förmlich die Sprechblase bei Jessie „Scheisse“, in dem Moment dreht sich Aila um und die beiden rennen auf einander zu. Beide stehen sich auf zwei Beinen gegenüber und geben Laute von sich, als würden sie sich zerfleischen, dann lässt Aila sich auf den Rücken fallen und Jessie beisst ihr in den Hals, dann wird gewechselt und Jessie liegt wieder unten, wobei Aila wieder Morddrohungen auszusprechen scheint.
In der Ferne sehe ich zwei Radfahrer, die abgestiegen sind und das Spiel der beiden Mädels mit ihren smarten Telefonen filmen. Ich denke mir nichts dabei, denn in diesem Moment nimmt die Kleine wieder reiss aus und das ganze beginnt von neuem.
Nach einiger Zeit rufe ich die beiden ab und sie kommen mit hängenden Zungen zu mir gelaufen und sehen aus wie Pottsäue, am ganzen Hovawartkörper klebt Schlamm. Die beiden bekommen wieder ihre Geschirre an und Jessie löscht ihren Durst in der Pfütze vom gestrigen Regen, als ich das Quietschen von zwei elektrobetriebenen Rädern höre.
„Wir haben die Polizei gerufen, sie richten ihre Hunde in aller Öffentlichkeit ab, nicht auszudenken, wenn hier kleine Kinder wären“. Ich versuche den beiden zu erklären, dass die Hunde nur gespielt haben, woraufhin ich zu hören bekomme, sie hätten selbst Hunde gehabt und Möpse gezüchtet, sie wüssten wie ein Hundespiel aussieht.
Jessie ist mittlerweile fertig mit dem Saufen und Aila zerlegt gerade eine Rübe, die sie gefunden hat, beide sind nicht an der Leine.
„Sie sollten sich schämen, ihre Rottweilermischlinge für den Hundekampf abzurichten.“ Ich schaue beide nur verständnislos an, blicke zu den beiden Mädels und sage laut „Fass“. Jessie legt den Kopf schief und schaut mich fragend an, während Aila weiter an ihrer Rübe knabbert.
Beide Damen werden angeleint und zum Gruße hebe ich den Finger, was die beiden Radler schon nicht mehr mitbekommen, da sie die Flucht ergriffen haben.
In diesem Sinne
Rottweilermischlinge - alles andere ist Hovawart
sagen Alexander mit den Raufbolden Jessie und Aila
Schreibe einen Kommentar