Das Hovawart Mantra

Der Hovawart und das Mantra.

Der Hovawart und das Mantra

 

20:30 Uhr MEZ, 100 % Feuchtigkeit, also es regnet. Nein, nicht irgendein Regen, es ist dieser herbstlich niederrheinische Regen, der von allen Seiten kommt und würde ich es nicht besser wissen, dann würde ich sagen, er kommt sogar von unten. Die Sichtweite beträgt 6 km sagt mir meine Wetterapp. Klugscheisser! Um 20:30 Uhr an einem verregneten Novembertag, alleine mit meiner Hovawarthündin Aila und einer Stirnlampe auf dem Kopp beträgt die Sichtweite 20 m. Diese wird nur von einem leuchtenden Halsband der Istmiregalwasfüreinwetter Aila um max. 5 bis 10 m erweitert.

 

Es sind novemberhafte 4 Grad und ich parke auf der Deichkrone und überlege, ob man dem Hund nicht beibringen kann, ein Katzenklo zu benutzen. Ich schäle meinen Null Bock Körper aus dem beheizten Alcantaravordersitz, öffne die Fahrertür und der eisige Wind auf dem Deich bläst mir ins Gesicht. Ich schnappe mir die Leine und öffne den Kofferraum. Aila Maus sitzt, wie es sich für eine Diva gehört, schön kuschelig auf mehreren Decken in ihrem Hovimobil und schaut mich voller Vorfreude auf den anstehenden Abendspaziergang an.

Ich schalte ihr hochmodernes Nylon Halsband an und drücke mich, mit langsam schon frierenden Händen, durch das Halsbandmenue von schnellblinkend über langsamblinkend zu keinblinken nur Leuchten. Wer sich so einen Blödsinn ausdenkt? Warum soll mein Hund blinken wie eine Baustellenabsperrung im Berufsverkehr? Egal, Frauchen hat das Ding während meiner Abwesenheit gekauft, ist trendy und schliesslich muss Hovi ja damit rumlaufen und nicht ich. Ist ja bald Weihnachten, also leuchten wir heute rot.

 

Am Mittag haben Aila und ich schon eine große zweistündige Wanderung unternommen, jetzt nur noch schnell PiPi machen und Herrchen kann es sich gleich vor dem Kamin mit einem schönen Glas Wein gemütlich machen. Frauchen auf der einen Seite vom Sofa, ich auf der anderen und in der Sofamitte unsere Hovimaus, die sich dann ordentlich durchkuscheln lässt und ab und an ihre Beinchen hebt, um uns zu erklären, wo sie es besonders gerne hat.

Soweit der Plan.

Ich gebe den Weg aus dem Hovimobil frei und fordere die Diva zum Ausstieg auf. Madame stellt sich auf und macht einen Katzenbuckel (vielleicht klappt das mit dem Katzenklo ja doch) und reckt den Kopf aus dem Kofferraum. Ihr Blick wandert zu mir und sie schaut mich eindringlich an „Ist kalt, nass und dunkel Herrchen“. „Quatsch keine Operetten“ sage ich zu ihr. „Schnell Pipi machen und schwups sind wir zu Hause“. Na also, wir verstehen uns.

Während ich noch den Einschalter meiner High-End, Profi, stoß- und wetterfesten Alien-Dragon Stirnlampe mit 168 Lumen zu ertasten versuche, ist Frau Hovawart schon unter dem Stacheldraht durch, raus aufs Feld und im Dunkeln der Nacht verschwunden.

Mit meiner Stirnlampe blicke ich nach rechts und links, nehme den Kopf höher für einen größeren Weitblick und senke ihn wieder. Dabei komme ich mir wie ein Wackeldackel vor.

Der Wackeldackel und der Hovawart.

Ich rufe „Hiiiiiiier“ und ein rot leuchtender Hovawart kommt auf mich zugeschossen. Wir nehmen gemeinsam Kurs „tiefste Dunkelheit“. Nach gut 400 Metern bin ich nass von oben bis unten, und das Werbeversprechen des Outdoorhosenherstelles passt: „Klebt wie eine zweite Haut an ihnen."

„Aila, Pipi machen“ sage ich zu meiner sich im Regen schockelnden Hovawart-Dame. Sie läuft vor, schnuppert, um die richtige Stelle zu finden, und ich entkorke in Gedanken schon einmal den Rotwein. Aila nimmt wieder an Fahrt auf, war wohl nicht die richtige Stelle. „Aila, mach Pipi“ – Diva Aila dreht sich um zu mir, fährt langsam die Hinterbeine leicht seitlich auseinander, um ihr Hinterteil in Strullerposition abzusenken.

Plötzlich und völlig unerwartet bewegt sich neben ihr im Wind ein Grashalm. Da hat man ja nun Wichtigeres zu tun als Pipi zu machen.

Der Grashalm wird beschnuppert und dann wird die Nase auf den Boden aufgesetzt und weiter geht es.

So laufen wir und laufen und mir fällt das Lied von George Harrison ein „Hare Krishna Mantra“. Und da ich ja Zeit habe, wir sind nun schon 30 Minuten unterwegs, dichte ich den Text einfach um: Aila Krishna, Aila Krishna. Bitte Pipi, bitte Pipi

Nach weiteren 10 Minuten und unendlichen Aufforderungen „Aila mach Pipi“ reisst mein Geduldsfaden und aus dem ehemaligen Beatles Sänger wird AC/DC und ich wünsche meine Hovawarthündin langsam auf den „Highway to hell“.

Mir ist es nun langsam wurscht, ob das Viehzeugs pinkelt oder nicht und drehe mich um und laufe zurück Richtung Auto, sind ja noch über 2 Kilometer, da wird sie schon pinkeln. Nicht so meine Aila. Sie findet einfach nicht die richtige Stelle oder sie mag einfach meine gesanglichen Einlagen „Aila, Pipi machen“ zu gerne.

Eine meiner 168 Lumen beleuchtet unser Hovimobil, nur noch wenige Minuten trennen mich von einem knisternden Feuer und einem fruchtigen Rotwein. Ich krame bereits den Autoschlüssel hervor und entriegle das Mobil, als Aila mich anschaut und sich 4 Meter vom Auto entfernt in Strullerposition begibt und ausgiebig und ich meine sehr ausgiebig pinkelt.

„Herrchen, ich bin fertig, wir können fahren. Ist ja auch ein echtes Sauwetter heute“.

In diesem Sinne

Hovawart – alles (andere) ist Hund
sagen Alexander Laubenthal und Aila vom Bonerthof

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