25 Grad Anfang April am Niederrhein, was haben wir uns nicht auf einige sonnige Tage gefreut. Ist doch die Situation auf der ganzen Welt mehr als nur beschissen. Corona hält die Welt in Atem.
Ich mag nicht daran denken und reite mit unserem Hovi-Mobil auf die Felder von Bauer Jan zu. Einige Felder sind bereits abgeerntet und dort kann ich mit der Checkerin ordentlich die Sau raus lassen.
Nachdem wir so einige Runden "Frisbee" gespielt haben, müssen unsere Körper etwas ausdampfen und wir wandern um die Felder rum. Da sehe ich in einiger Entfernung den japanischen SUV in einem knallrot Metallic stehen.
Ich bekomme ein Grinsen ins Gesicht, gehört dieser doch Horst mit seinem Rottweilermix.
Mann, denke ich, die beiden haben wir ja schon monatelang nicht mehr getroffen. Der Rotti namens Sun ist ein echter Sonnenschein, schon etwas betagt mit seinen 10 Jahren, aber der hat es faustdick hinter den Ohren. Die Checkerin ist schon etwas fertig vom gemeinsamen Spielen, und ich halte die Augen nach Horst und Sun auf.
An der nächsten Gabelung kommt uns Sun entgegen getrottet, nur noch ein Häufchen seiner selbst, direkt dahinter eine Frau, die ich nicht kenne.
Ich spreche sie direkt an, wo denn Horst sei, ob er noch arbeiten ist, da wir erst 11 Uhr am Tag haben.
Horst ist vor drei Monaten ganz plötzlich nachts verstorben, erzählt sie mir, und Sun würde seit dem jeden verfluchten Tag immer weiter abbauen.
Die Checkerin scheint sich aber über das Treffen mit Sun zu freuen und er scheinbar auch, denn beide lassen den PoPropeller auf Hochtouren laufen und fangen sogar ein kleines Spiel an.
Corona, Du bist ein Arschloch. Gerne hätte ich Horstfrau mal kurz in den Arm genommen, aber das lassen wir beide sein.
Nachdem Gerti sich eine Träne weggewischt hat, fragt sie mich, ob ich im Homeoffice wäre, denn zu dieser Zeit trifft man nur Homeofficer oder Kurzarbeiter.
Leider nein, sage ich, nachdem Corona über uns hereingebrochen ist, hat mein Chef, der mich vor einem Jahr abgeworben hat, entlassen.
So ein Arschloch, sagt Gerti, so ein Arschloch, sage ich.
Sie will wissen, was ich jetzt mache. Ich erzähle ihr von meinem Hovawart-Shop, der sich aber auch schwer gegen die großen Onlinehändler tut.
Jetzt kann Gerti mich auch zuordnen, denn Horst hatte einmal von mir erzählt und eine Leine und ein Buch bei mir gekauft.
Wir verabschieden uns auf recht ungewohnte Art in dieser Zeit.
Ich wünsche ihr alles Gute und erkundige mich noch, wo Horst denn beerdigt wurde. "Ich hätte ja jetzt Zeit und würde ihn gerne einmal besuchen, da wir immer gemeinsame Spaziergänge unternommen haben, wenn wir uns hier auf den Feldern von Bauer Jan trafen".
Ich erzähle ihr nicht, dass wir meistens im Sommer noch im nahegelegenen Biergarten auf ein kleines Blondes eingekehrt sind. Ich denke, das ist in Deinem Sinne, Horst!?
Die Checkerin ist fertig und ich gebe ihr etwas Wasser als wir am Auto ankommen. Als ich sie so da saufen sehen, fasse ich den Beschluss, jetzt direkt zum Friedhof zu fahren.
Die Schiebetür schließt sich und ich nehme Kurs Waldfriedhof. Dort angekommen, öffne ich alle Fenster am Auto und mache mich auf den Weg zu Horst.
Nach gut 10 Minuten habe ich sein Grab gefunden. Wir kannten uns nicht gut, aber es waren immer tolle und lustige Gespräche, zufällige Treffen, Gemeinsamkeiten in der Musik und die Liebe zu unseren Tieren.
Mensch Horst. Du bist ja mal gerade erst 64 Jahre alt geworden, als ich die Inschrift auf dem Kreuz lese. Und ich habe dich nie gefragt, warum Dein Hund Sun heißt.
Mir läuft eine Träne aus dem Auge, als ich an meinen Vater denke, der krank ist, aber nicht behandelt wird, da das Krankenhaus ihn jetzt nicht aufnimmt.
Leben, Du bist ein Arschloch.
Zu Hause setze ich mich auf unsere Bank, die Checkerin springt auf eben diese und robbt ganz nah an mich ran. Ich sage zu ihr: Bleib liegen, Herrchen kommt gleich wieder.
Als ich zurückkehre, habe ich für Aila einen großen Hundekeks dabei. Und: zwei Flaschen Bier.
Eine für Horst und eine für mich.
Prost ... auf eine hoffentlich bessere Zeit.
In diesem Sinne - bleibt gesund.
Alex und Aila.
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